VAD Vorstandsmitglied Jörg Geller ist nach seinem ersten Amtsjahr als Präsident des europäischen Dachverbandes der Parallel-Importeure (Affordable Medicines Europe) bestätigt worden. Coronabedingt tagte die Generalversammlung über Videokonferenz.
Geller wurde im November 2019 erstmalig zu deren Präsident gewählt und war zuvor bereits seit 2015 Mitglied des Vorstandes des umbenannten Vorgängers EAEPC und hat in dieser Zeit die Entwicklung des Verbandes sowie des Marktes in Deutschland und Europa aktiv mitgestaltet. Der 58-jährige ist seit 23 Jahren beim deutschen Marktführer kohlpharma beschäftigt und seit 2010 dessen Geschäftsführer.
Im Zuge seiner Wiederwahl machte Geller vor den Mitgliedsunternehmen klar, dass der europäische Parallelhandel unter den aktuellen Auswirkungen des globalen Anti-Corona-Kampfes mehr als zuvor gefordert sein wird, die aktuell befürchteten Lieferengpässe für bestimmte Arzneimittel auf einzelnen Märkten auszugleichen.
Im vergangenen Jahr habe sich der neu aufgestellte Verband in seiner Struktur bewährt. Er habe u.a. gemeinsam mit der EU-Kommission erfolgreich gegen unrechtmäßige und unverhältnismäßige Exportverbote insbesondere während der Coronakrise gekämpft und den freien Warenverkehr innerhalb des europäischen Binnenmarktes in der Zeit der überstürzten Grenzschließungen verteidigt.
Für seine zweite Amtszeit sieht Geller weiterhin zwei grundlegende Herausforderung für die Branche. „Europa wird in der Nach-Corona-Zeit härter als zuvor an der Verfügbarkeit und der Bezahlbarkeit von Arzneimitteln arbeiten müssen. Wir werden wie in der Vergangenheit unseren Beitrag zu den benötigten Einsparungen leisten und auch die innereuropäische Fehlallokation aufgrund falscher oder unzureichender Belieferung der Hersteller oder unvorhergesehener regionaler Versorgungsanforderungen zumindest in Teilen ausgleichen.“
Hintergrund:
Affordable Medicines Europe (vormals EAEPC) repräsentiert den europäischen Parallelhandel mit Arzneimitteln, mit Mitgliedern aus 23 Ländern der EU/EFTA-Ländern. www.affordablemedicines.eu
Laut einer Studie zu den indirekten Einspareffekten und –potentialen von Arzneimittel-Parallelimporten der inno AG im Auftrag der European Association of Euro-Pharmaceutical Companies (EAEPC) führen alleine die Preiszugeständnisse der Originalhersteller als Reaktion auf tatsächliche oder potenzielle Konkurrenz durch Parallelimporte bei patentgeschützten Arzneimittel in Deutschland zu sogenannten indirekten Einsparungen in Höhe von 2,6 Mrd. Euro pro Jahr zugunsten der gesetzlichen Krankenkassen.
Zudem führt die gesetzlich geregelte Abgabe zu direkten Einsparungen aus den Preisunterschieden zwischen importierten Arzneimitteln und den identischen Produkten, die der Hersteller selbst in Deutschland vertreibt.
Diese wurden in der Prognos Studie für 2017 ermittelt und belaufen sich auf 264 Millionen EUR.
Nach eigenen Berechnungen verstetigen sich die Einsparungen durch Importarzneimittel auch unter den neuen Preisabständen sowie dem 2 prozentigen Einsparziel.
Direkte und indirekte Einsparungen durch Importarzneimittel belaufen sich somit in der Summe auf 2,86 Mrd. Euro.
Für die Experten der inno erklären die direkten Einsparungen alleine jedoch nicht, warum sich die Originalhersteller seit jeher vehement gegen den Arzneimittel-Import wehren. Erst die indirekten Einsparungen würden deutlich machen, warum sich Originalhersteller so vehement gegen Importe und für höhere gesetzlich verpflichtende Preisunterschiede zwischen Original- und Import-Arzneimitteln einsetzen. Insbesondere letzteres würde den Import unattraktiv machen und somit die Konkurrenz durch den Re- und Parallel-Import reduzieren.